Insel im Fluss der Straße | Der Willy-Brandt-Platz ist ein starkt frequentierter Verkehrsraum. Er ist Drehscheibe des Leipziger Innenstadtverkehrs und Knotenpunkt dessen verschiedener Verkehrssysteme. Im Zuge des Umbaus der Straßen- und Schienenbereiche wurde auch die zentrale Haltestelle am Vorplatz von Europas größtem Kopfbahnhofs neu gestaltet. Die Haltestelle will eine ruhige Insel im Verkehrsfluss der Straße sein. Sie ist ein Binnenraum mit hoher Aufenthaltsqualität und bietet Orientierung, Service, Schutz und Unterhaltung. Die Menschen sollen hier das Warten als angenehm empfinden. Der vorgeschlagene Entwurf »Sitzen am Willy« prägt den wichtigen ersten Eindruck von der Stadt.
Zwei durchgängige »Lange Bänke« fassen die Insel äußerlich. Jeweils an der nördlichen und südlichen Längsseite begrenzen sie die Haltestelle in der Art von hoch geklappten Bordsteinen. Sie markieren die Grundstruktur. Eine leichte Verjüngung der Insel am östlichen Ende formt die Insel richtungsbetont und dynamisch.
Die »Langen Bänke« des Nord- und Südbahnsteigs sind in Teilbereichen verformt. Mit der Brechung ihrer Länge entstehen Sitznischen und Rückzugsgebiete. Die offenen Wartebereiche mit Lavendelbepflanzung wirken in der Draufsicht ornamental und im Räumlichen schützend. In rhythmischer Gliederung wachsen Dächer aus den Bänken, die ebenfalls organisch geformt sind. Ihre Anordnung auf der Insel lässt ein transparentes Raumgefüge entstehen, das vielfältige Blickbeziehungen zum Hauptbahnhof, zur Stadt, aber auch innerhalb der Haltestelleninsel möglich macht.
Auf dem Mittelbahnsteig sind Bänke und Dächer als Einzelelemente in freiem, aber geordnetem Spiel gruppiert. Die Bahnsteige sind auf diese Weise gleichzeitig von differenziertem Charakter und dennoch einheitlich gestaltet – die Insel bleibt dabei transparent.